Bezirk Martigny – Kataster des Sanierungspotenzials

Projektbeschrieb

Das Projekt „District de Martigny, vers plus d’indépendance énergétique“ (der Bezirk Martigny wird Energie-unabhängiger) will seine elf Gemeinden zu einer grösseren Energie-Unabhängigkeit begleiten. Die Weichen wurden gestellt und es wurden folgende Ziele für 2020 gesetzt:

  • 30% des Stromverbrauchs des Gebiets mit einheimischen, erneuer­baren Energien decken
  • Die Gebäudesanierungsrate des Bezirks auf jährlich 2% anheben und auf diesem Niveau halten
  • Vorbildfunktion der Gemeinden, um die Bevölkerung zur Nachahmung der guten Beispiele anzuregen

Für jedes Ziel sind Kennzahlen festgelegt worden, die eingehalten werden. Um das Ziel zur Gebäudesanierungsrate zu erreichen, welche gegenwärtig unter 1% liegt, wurde eine Methode entwickelt, welche die Priorisierung und Planung von Gebäudesanierungen ermöglicht. 

Das CREM hat den Prototyp einer Methode entwickelt, die auf dem Geografischen Informationssystem (GIS) beruht. Diese Methode ermöglicht es, ein Gebiet (beispielsweise eine Gemeinde oder einen Bezirk) zu unter­suchen, indem mehrere Kriterien bewertet werden. Diese beinhalten: die Sachdienlichkeit der Sanierungsmassnahmen in Bezug auf die Gebäudeart, jährliche Energieeinsparungen durch normgerechte Sanierungen, sowie Grobschätzung der Kosten für jedes Gebäude. Auf diese Evaluationen folgt eine Prioritätensetzung unter den zu sanierenden Gebäuden gemäss ihrer energetischen Wirkung, ihrer Eignung für die Ausführung, der Amortisationsdauer oder anderer vorgeschlagener Parameter.

Diese Methode ermöglicht es, die Höhe der Mittel abzuschätzen, welche zur Zielerreichung in die Sanierung investiert werden müssen. Zudem kann dadurch aufgezeigt werden, wie viele Gebäude saniert werden müssen und wie die Prioritäten für die Massnahmen zu setzen sind, was wiederum die Projektverwirklichung auszulösen vermag. 

Die Datenverarbeitung beinhaltet das Erstellen von verschiedenen kartographischen Dar­stellungen der folgenden Art:

  • Energetische Referenzfläche je Gebäude
  • Sanierungskosten je Gebäude für eine Sanierung gemäss gegenwärtigen Normen
  • Amortisationsdauer der Sanierungskosten je Gebäude
  • Energieeinsparung je Gebäude nach einer Sanierung gemäss gegenwärtigen Normen

Die Gebäude mit dem besten Einsparpotenzial wurden jeder Gemeinde präsentiert. Da die Gemeinden ihre Gegend gut kennen, konnten sie Kommentare zu jedem der identifizierten Gebäude machen, so z.B. „ungeheizter Lagerraum“, „umgenutztes Gebäude – geplante Arbeiten“, „Eigentümer derzeit nicht für dieses Thema empfänglich“ oder auch „gute Idee, lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten“.

Ziel des Vorgehens war es, diese ersten Vorschläge den Gemeinden und den politischen Entscheidungsträgern zu überreichen, um gemeinsam die nächsten Schritte zu bestimmen. Dabei wurde entschieden, sich mit bestimmten Grosseigentümern zu treffen, um entsprechende Möglichkeiten (Reduzierung des Bedarfs, Optimierung, Produktion erneuerbarer Energien usw.) zu besprechen. Es werden entsprechende Tools, finanzielle Unterstützung sowie Finanzmodelle vorgestellt, um die effizientesten Ansatzpunkte für die jeweilige Situation zu definieren.

Energieeinsparung je Gebaeude nach einer Sanierung gemaess gegenwaertigen Normen

Energie-Region 

District de Martigny, 11 Gemeinden, insgesamt rund 42‘500 Einwohner 

Kosten und Finanzierung

Die Projektkosten belaufen sich auf etwa 20'000 Fr., das heisst etwa 12'000 Fr. für die Entwicklung des Tools und der Berechnungsmodelle, sowie 8'000 Fr. für den Teil vor der Erarbeitung der Berechnungsmodelle und der Spezifikation des Werkzeugs sowie den Teil danach für Überprüfungen und Tests.

Die Finanzierung geht zu Lasten des Budgets des allgemeinen Projekts der Energie-Region, das durch den Bezirk und die elf Gemeinden finanziert wird.

Zeitdauer

Die Prototyp-Phase dauerte von Januar 2015 bis Ende 2015.

Massnahmen: Die Ergebnisse wurden jeder Gemeinde präsentiert. In einem nächsten Schritt werden Treffen mit bestimmten Grosseigentümern stattfinden, um die Möglichkeiten zu identifizieren.

Involvierte Akteure
Die in das Vorgehen einbezogenen Akteure sind die Inge­nieure des CREM, die Stadtarchitekten, die Angestellten des Amtes für Ener­gie, Ortsplaner und Politiker. Selbstverständlich muss das Projekt auf die Einwohner und die Eigentümer ausgerichtet werden, weil es schlussendlich in ihren Händen liegt, die Sanierungen durchführen zu lassen.
Interkommunale Zusammenarbeit/ Beitrag der Gemeinde

Eines der Ziele ist es, die Gemeinden zu Vorbildern zu machen, indem ihre Gebäude als erstes saniert oder Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen werden.

Das Vorgehen wirkt insbesondere auf der regionalen Ebene, weil es unter den Gemeinden einen gewissen Wettbewerb in Gang setzt und es der Region ermöglicht, technische Pionierprojekte in den Vordergrund zu rücken.

Erfolge

Das Ziel besteht darin, den Sanierungen Priorität einzuräumen. Auf dem ganzen Gebiet soll jährlich eine Sanierungsrate von 2% erreicht werden, indem Gebäude anvisiert werden, deren Sanierung mit möglichst geringen Kosten die grösste Wirkung verspricht.

Das Vorgehen ermöglicht jährliche Energieeinsparungen. Beispielsweise spart eine Gemeinde wie Martigny für 40‘000msanierte Fläche etwa 10‘000‘000 kWh. Die Kosten dafür betragen rund 20 Millionen Fr.. Zusätzlich kommen jährlich reduzierte Energiekosten von etwas mehr als einer Million Fr. hinzu. Diese Ergebnisse werden in den ersten Jahren einfacher zu erreichen sein, da die ertragreicheren, einfach zu sanierenden Objekte Vorrang haben.

Herausforderungen

Es wurden schlussendlich nicht unbedingt die Gebäude mit dem grössten Einsparpotential anvisiert, da die Gemeinden ihre Gebiete sehr gut kennen und ihre Aussagen als ebenso wichtig erachtet wurden wie die durchgeführte Analyse. Fortschritte werden insbesondere durch die Kombination beider Ansätze erzielt.

Das Hauptproblem wird die Suche nach Investoren sein, weil die Sanierung sehr teuer ist.

Die Entwicklung des ESCO in der Schweiz kann in diesem Zusammenhang interessante Möglichkeiten bieten.

Regionale Bedeutung

Der Vorteil der Planung auf regionaler Ebene besteht darin, dass eine bessere Strategie für das ganze Gebiet gesucht werden kann, da sich die Merkmale der Bausubstanz je nach Gemeinde unterscheiden.

Dadurch kann beispielsweise die Schaffung eines regionalen Subventionsfonds in Betracht gezogen werden.

Nachhaltige Perspektive

Die Perspektive besteht darin, das 2%-Ziel für die Gebäudesanierung bis 2020 zu erreichen und es danach auf diesem Niveau zu halten.

Im Laufe der Jahre wird sich die Technologie verbessern. Die Gebäude, deren Sanierungskosten jetzt noch zu hoch sind oder für die der Stand der Technik noch zu tief ist, können in einem späteren Zeitpunkt saniert werden, nachdem die einfacheren Gebäude bereits saniert wurden.

„Tipps und Tricks“

Die Prioritätensetzung für die Sanierungen muss unbedingt mit den Stadtarchitekten, den zugehörigen Diensten und der Politik erfolgen, damit die Strategie klar festgelegt, bestätigt und angewandt wird.

Ohne politische Unterstützung kann ein technisch umsetzbares Projekt nicht verwirklicht werden. Ebenfalls nicht realisiert wird ein von der Politik unterstütztes Projekt, dessen Zweck den Stadtdiensten nicht gut erklärt und kommuniziert wird.

Kontakt
Plomb
Martine
Antenne Région Valais Romand
Rue Marconi 19
1920 Martigny