Obwalden – «Finanzierungskonzept für Solartankstellen»
Projektbeschrieb
Alle 7 Obwaldner Gemeinden haben 2011 das Energiestadt-Label erhalten. Im Rahmen des Unterstützungsprogramms Energie-Region haben die Gemeinden eine Machbarkeitsstudie zu Solartankstellen im Kanton Obwalden erstellt.
Die Projektidee wurde von den Energie-Vertretern an einem Workshop nach folgenden Kriterien definiert:
- Das Projekt soll die gesamte Region betreffen.
- Das Projekt soll eine kommunikative Wirkung erzielen.
- Die Machbarkeitsstudie zum Projekt soll mit den zur Verfügung stehenden Geldern durchführbar sein.
Die Machbarkeitsstudie untersucht die wirtschaftliche Rentabilität von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, für die der Strom durch lokale PV-Anlagen generiert wird. Die Studie geht davon aus, dass alle Ladestationen am Netz angeschlossen werden können, um den restlichen Strom der dazugehörigen PV-Anlagen in den Haushalt/Unternehmen oder das Netz einspeisen zu können.
Aktuell gibt es in der Energie-Region 15 öffentliche Stromtankstellen, wovon sieben direkt vom Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) betrieben werden und an denen der Strom gratis zur Verfügung gestellt wird. Im November 2016 gab es bereits 114 Elektrofahrzeuge im Kanton Obwalden. Laut Machbarkeitsstudie werden die öffentlichen Stromtankstellen je nach Standort für 4-10 Ladungen im Monat benutzt.
Die Dimensionierung der PV-Anlage zur Stromtankstelle hängt vom Standort, der jährlichen Sonnenscheindauer und der Einsatzintensität der Elektrofahrzeuge ab. Die Studie geht davon aus, dass PV-Module von 1 kW Leistung an einem durchschnittlich besonnten Standort rund 1‘000 kWh Solarstrom pro Jahr erzeugen können und dass der Energiebedarf eines modernen Elektrofahrzeugs bei 100 km rund 15 kWh beträgt.
Zur Zeit der Erstellung der Machbarkeitsstudie wurde von einem ökologischen PV-Potenzial in der Energie-Region Obwalden von rund 80‘000‘000 kWh pro Jahr ausgegangen. Unter den vorher erwähnten Annahmen und bei der Annahme, dass ein Viertel vom gesamten PV-Potenzial (20‘000‘000 kWh) für die Elektromobilität genutzt werden würde, könnten damit rund 133‘000‘000 km pro Jahr zurückgelegt werden. Gemäss neuen Berechnungen, welche auf sonnendach.ch abgefragt werden können, besteht in der Energie-Region Obwalden ein Potenzial von 259‘690‘000 kWh pro Jahr für Solarstrom. Dies ermöglicht unter denselben Annahmen eine deutlich grössere Distanz, welche pro Jahr mit Elektrofahrzeugen zurückgelegt werden könnte.
Energie-Region
Kanton Obwalden, 7 Gemeinden, insgesamt rund 37’000 Einwohner
Für die Erarbeitung der Machbarkeitsstudie standen 15‘000 Fr. aus der Phase 2 des Unterstützungsprogramms Energie-Region des BFE zur Verfügung.
Für eine Privatperson ist die Wirtschaftlichkeit für eine Solarstromtankstelle in der Form sleep & charge gegeben, wenn die Gestehungskosten des Stroms aus der PV-Anlage tiefer als die Preise des Stromes aus dem Netz sind. Im Vergleich zum Solarstrombezug aus dem Netz, z.B. der EWO SonnenStrom Pur, welcher im Jahr 2015 24.79 Rp./kWh (NT), resp. 31.74 Rp./kWh (HT) kostet, ist eine kleine PV-Anlage ab 5 kW Leistung bereits wirtschaftlich attraktiv.
Bei den anderen Formen der Solarstromtankstellen wie die work & charge und shop & charge ist die Frequentierung der Tankstelle entscheidend. Eine solche Stromtankstelle wird wirtschaftlich attraktiv, wenn die Einnahmen durch gebührenpflichtige Ladungen die Investitionen der Tankstelle (Ladestation und PV-Anlage) amortisieren. Eine Gebühr von max. 5 Fr. pro Ladung ist realistisch, da der Bezug von Solarstrom vom Stromversorger rund 5 Fr. kostet.
Dank der Einmalvergütung für Anlagen von 2 kW bis 30 kW und der Eigenverbrauchsregelung ist vor allem die Form sleep & charge für Privatpersonen und Firmen mit geeigneten Gebäuden wirtschaftlich interessant. Die Investitionen für öffentliche Ladestationen (shop & charge) sind momentan zu gross im Vergleich zur Anzahl Ladungen, sie dienen jedoch einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur und der Attraktivität von Elektromobilität.
Von November 2014 bis Juni 2015 wurde die Machbarkeitsstudie erstellt und bis Oktober 2015 der Schlussbericht erarbeitet.
Das Fazit der Machbarkeitsstudie legt den Fokus vor allem auf Privatpersonen und Unternehmen, welche dank der finanziellen Unterstützung durch den Bund auch ohne direkte finanzielle Förderung seitens der Energie-Region Solarstromtankstellen wirtschaftlich rentabel einrichten und betreiben können.
Die Gemeinden der Energie-Region können Solarstromtankstellen indirekt fördern, etwa durch Information über finanzielle Fördermittel oder die Identifikation und Planung geeigneter Standorte. Auch können sie ihre Vorbildfunktion wahrnehmen, indem sie kommunale Elektrofahrzeuge einsetzen.
Die Obwaldner Gemeinden pflegen seit der Zertifizierung zu Energiestädten einen regelmässigen Austausch in Energie-Fragen. Sie entwickeln gemeinsam Projekte, setzen diese um und können durch die Zusammenarbeit Synergien untereinander nutzen, Ressourcen einsparen und eine grössere Aufmerksamkeit erlangen.
Diese Zusammenarbeit wurde 2015 mit einer Zusammenarbeitsvereinbarung über 4 Jahre gefestigt. Die Machbarkeitsstudie wurde von der gesamten Energie-Region in Auftrag gegeben.
Würde ein Viertel des ökologischen PV-Potenzials in Obwalden für Solarstromtankstellen genutzt, so könnten bedeutend mehr als 8’000 (40% der heute immatrikulierten) Personenfahrzeuge mit Solarstrom betrieben werden. Durch ein flächendeckendes Stromtankstellennetz könnte Obwalden eine Pionierfunktion in der Elektromobilität einnehmen.
Die Machbarkeitsstudie ist zwar auf die Energie-Region Obwalden ausgerichtet und von ihr initiiert worden, die Berechnungen basieren jedoch oftmals auf Schweizer Durchschnittswerten. Daher können die Resultate auf die gesamte Schweiz angewendet werden.
Die internationale Harmonisierung von Standards und Normen bezüglich der Zugangs- und Abrechnungssysteme, sowie von Steckertypen ist noch nicht abgeschlossen.
Zudem werden öffentliche Ladestationen erst wirtschaftlich rentabel sein, wenn Gebühren für die Ladungen verlangt werden können und eine genügend hohe Nachfrage an Ladungen pro Tag besteht.
Das Projekt wurde durch die Energie-Region initiiert. Die Machbarkeitsstudie ist auf das gesamte Gebiet ausgerichtet und kann sogar über die Region hinaus angewendet werden.
Würde man das ökologische PV-Potenzial Obwaldens zu 25% für die Betreibung von Solarstromtankstellen nutzen, könnten rund 40% der Personenfahrzeuge damit betrieben werden. Durch die ökologische Produktion von Solarstrom kann der CO2-Austoss in der Energie-Region reduziert werden.
Das Thema einer Machbarkeitsstudie sollte zwar innovativ sein, aber dennoch realistisch und somit für eine breite Öffentlichkeit greifbar. Damit eine neutrale Betrachtung der Ausgangssituation und des Fazits gewährleistet werden kann, lohnt es sich, externe Firmen oder Personen mit der Studie zu beauftragen.