St. Galler Rheintal – Freie Sicht auf die Milchstrasse

Projektbeschrieb


Der Verein St. Galler Rheintal wurde 2005 gegründet und hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Lichtverschmutzung in der Region einzudämmen, denn die künstliche Aufhellung des Nachthimmels hat diverse negative Einflüsse auf Flora und Fauna, sowie das menschliche Wohlbefinden. Ausserdem ist die Lichtverschmutzung eine Form von Energieverschwendung.

Mittelfristig soll mit der Eindämmung im ganzen Rheintal nachts wieder eine „freie Sicht auf die Milchstrasse“ gewährleistet werden. Im Rahmen des Unterstützungsprogramms Energie-Region wurde in einer Machbarkeitsstudie das Potenzial der nächtlichen Verdunkelung des Rheintals ermittelt, sowie die Energie- und Kostensparpotenziale soweit möglich berechnet. Mit einem Aktionsplan wurde die Durchführung der Machbarkeitsstudie sichergestellt. Die Studie beinhaltet:

  • Leuchtdichtemessung vom Montlinger Schwamm in der Nähe des Hohen Kasten
  • Leuchtmittelanalyse der Strassenbeleuchtung aller Gemeinden
  • Potenzialabschätzung der Energieeinsparungen
  • Identifikation aller Akteure
  • Aktionsplan, nächste Schritte

Die Machbarkeitsstudie beinhaltete im Aktionsplan unter anderem die Erarbeitung einer Empfehlung regionaler Schaltzeiten für die öffentliche Beleuchtung. Diese wurde anschliessend erarbeitet und mittlerweile haben alle 12 Rheintaler Mitgliedgemeinden diese «Handlungsempfehlung für die Allgemeinbeleuchtung» beschlossen. Diese Vollzugshilfe in Bezug auf die Gestaltung der Strassenbeleuchtung und der Beleuchtung von Gebäuden, sowie der Beratung von Bauherren enthält einerseits Informationen zur Anforderung an die Leuchten und andererseits ausgearbeitete Schaltzeiten und Schaltungsvarianten, welche jeweils einer Gebäude- und Strassenklassifizierung zugeordnet sind. Ausserdem beinhalteten die erarbeiteten Handlungsempfehlungen Sicherheitsaspekte je nach Strassenkategorie. e

Aus technischen Gründen ist die Umsetzung aller Handlungsempfehlungen an einigen Strassenzügen im Moment nicht möglich, diese werden jedoch mit den nächsten Sanierungsarbeiten umgerüstet.

Energie-Region

St. Galler Rheintal, 12 Gemeinden, insgesamt rund 68‘000 Einwohner

Kosten und Finanzierung

Im Rahmen des Unterstützungsprogrammes für Energie-Regionen Phase II  wurde die Machbarkeitsstudie von 2015 mit Fr. 15'000.- durch das Bundesamt für Energie BFE finanziert. Die Handlungsempfehlungen und Veranstaltungen kosteten rund Fr. 10'000. Davon wurden Fr. 4000.- durch das kantonale Förderprogramm abgedeckt. 

Zeitdauer

Der Auftrag für die Machbarkeitsstudie wurde im Oktober 2014 an Amstein + Walthert AG zusammen mit der Reflexion AG vergeben. Im Mai 2015 konnten die Leuchtdichtemessungen durchgeführt werden und anschliessend im Sommer die Machbarkeitsstudie mit einem Aktionsplan vorgelegt werden. Im 2016 führte der Verein St. Galler Rheintal öffentliche Veranstaltungen zum Thema Lichtverschmutzung und deren Auswirkungen durch.

Involvierte Akteure

Im Projekt involviert waren diverse private und öffentliche Akteure. Der Verein St. Galler Rheintal hat das Thema aufgegriffen, indem er Veranstaltungen für die Bewohner zum Thema durchführte. Weiter waren einerseits die zwölf Gemeinden der Energie-Region und die Elektrizitätswerke involviert, welche die Verantwortungsträger für die öffentliche (Strassen-) Beleuchtung sind. Andererseits wurden weitere Verantwortungsträger für wahrnehmbare Leuchtkörper im öffentlichen Raum beigezogen und eine Veranstaltung für das Gewerbe mit dem Arbeitgeberverband durchgeführt.

Interkommunale Zusammenarbeit/ Beitrag der Gemeinde

Der Verein St. Galler Rheintal ist das organisatorische und koordinierende Gefäss in diversen Themenbereichen für die regionale Zusammenarbeit der 12 Gemeinden. Der Verein hat eine Fachgruppe Energie, welche sich regelmässig, mindestens jedoch quartalsweise, trifft. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit allen Gemeinden der Energie-Region durchgeführt.

Erfolge

Die Lichtdichtemessung brachte konkret zutage, wo Handlungsbedarf zur Eindämmung der Lichtverschmutzung besteht. Es hat sich gezeigt, dass hauptsächlich bei bestehenden Lichtquellen Handlungsbedarf vorliegt, da diese oft unnötig und ineffizient gestaltet sind. Daher haben sich die beteiligten Gemeinden geeinigt, ab Sommer 2017 die Schaltzeiten der öffentlichen Beleuchtung zu vereinheitlichen um so konkret die Lichtverschmutzung einzudämmen, sowie elektrische Energie einzusparen. Dabei wird die Schaltzeit je nach Strassenklassifizierung umgesetzt, damit die Sicherheit gewährleistet werden kann. 

Mit der Regelung der Schaltzeiten haben die Entscheidungsträger der Gemeinden ein Instrument um wiederkehrende Fragen zum Thema „Beleuchtung“ zu beantworten.

Ausserdem hat die Region den Gemeinden basierend auf einem Rechtsgutachten eine eingeschränkte Bewilligungspraxis für grossflächige Leuchtreklamen empfohlen. Dies in Form eines eher formlosen Dokumentes, welches den Gemeinden als Textbaustein zur Verfügung gestellt wurde.

Herausforderungen

Um eine optimale Steuerung der öffentlichen Beleuchtung zu gewährleisten, müssen die technischen Voraussetzungen dafür erfüllt sein. Dies ist in der Region nicht bei allen Strassenzügen der Fall.

Regionale Bedeutung

Die Resultate der Machbarkeitsstudie „Freie Sicht auf die Milchstrasse“ haben zu einer einheitlichen Regelung der Beleuchtung über Gemeindegrenzen hinaus geführt. Dies ist ein erster Schritt um das mittelfristige Ziel, die nächtliche Sicht auf die Milchstrasse, zu erreichen.

Nachhaltige Perspektive

Durch die Eindämmung der Lichtverschmutzung können die negativen Einflüsse auf das Ökosystem, sowie das menschliche Wohlbefinden eingedämmt werden. Ausserdem kann durch die einheitlichen Schaltzeiten der öffentlichen Beleuchtung elektrische Energie und somit auch Kosten eingespart werden und die Gemeinden können eine Vorbildrolle bei der Eindämmung der Lichtverschmutzung einnehmen.

„Tipps und Tricks“

Die technische Aufrüstung der Strassenbeleuchtung für eine optimale Steuerung kann in Sanierungsarbeiten integriert werden.