Sønderborg (DK) – Projekt Zero - mittels öffentlich-rechtlichen Partnerschaften smart zur Klimaneutralität

Die dänische Stadt Sønderborg mit rund 75'000 Einwohnern hat sich mit Project Zero zum Ziel gesetzt, bis 2029 klimaneutral zu werden. Dieses ehrgeizige Vorhaben wird von einer öffentlich-privaten Partnerschaft (insbesondere einer Stiftung) getragen, die lokale Behörden, Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammenbringt. Seit dem Start im Jahr 2007 hat das Projekt zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, darunter Energieeffizienzprogramme für Haushalte und Unternehmen, den Ausbau erneuerbarer Energien, sowie Bildungsangebote zum Klimaschutz. Dank dieser umfassenden, partizipativen und innovativen Strategie konnte Sønderborg bereits eine Reduktion der CO2 - Emissionen (vgl. Jahre 2007 bis Ende 2023) um 66 % erzielen und dient als Vorbild für andere Städte.

Das Projekt hat einen umfassenden Masterplan 2029 entwickelt, um den Weg zur Emissionsfreiheit zu beschleunigen. Der Plan ermächtigte einen Projektmanager, die CO2 -Reduktion in jedem der 15 Hotspots (wie Verkehr, Industrie, Wohngebäude, gewerbliche Windenergie, Solarenergie, Biogas, Fernwärme u.a.) voranzutreiben.
Es legte den Schwerpunkt auf die Einbindung aller Beteiligten (Bürgerinnen, Unternehmen, Organisationen) und hat die Zielerreichung durch Anreize unterstützt. Dazu gehörten "grüne" Darlehen für Familien zur Renovation von Häusern, attraktive ZEROcar- und ZEROcompany-Finanzierung für Elektrofahrzeuge und energiesparende Ausrüstung, sowie die Ausbildung von Beratern bei lokalen Banken.

Massnahmen

Sektor ENERGIE

Ein CO2-neutrales Energiesystem 2029 soll durch 3 Schritte erreicht werden: 

1. Energieeffizienz und Elektrifizierung in Haushalten und Unternehmen

  • Sanierung bestehender Gebäude,
  • Umstellung auf Fernwärme und Wärmepumpen
  • Elektrifizierung von Niedrig- und Mittelwärmeprozessen
  • Sektorenkopplung (Wiederverwendung und Integration)

2. Aufbau eines integrierten Energiesystems durch optimale Nutzung von:

  • Abwärme aus Produktionsprozessen, die in das Fernwärmenetz eingespeist und für Raumheizung sowie Warmwasserbereitung genutzt werden kann
  • Power-to-Gas-Technologien, bei denen Wasserstoff zusammen mit CO₂ unter Einsatz von Strom und Biomasse in grünen Kraftstoff umgewandelt wird

3. Ausbau erneuerbarer Energien

  • Investitionen in Biogas, Windparks, Power-to-X-Technologien und Fernwärmeinfrastruktur

Sektor GEBÄUDE

Die Stadt setzt insbesondere auf den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in kommunalen Gebäuden und deren Versorgung mit „grüner“ Fernwärme. Zudem wird die energetische Optimierung von Bestands- und Neubauten forciert.

Sektor MOBILITÄT

Eine der Säulen des Masterplans 2029 ist der Umstieg auf einen ÖV-Umweltverbund. Das Projekt wird durch einen Aktionsplan umgesetzt, der von der Kommune Sønderborg in Zusammenarbeit mit ProjectZero verwaltet wird.

Die zwei Schwerpunkte sind:

1. Übergang zu grünem Verkehr (Schwerpunkt 2023)

  • Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektromobilität
  • Ersatz des kommunalen Fuhrparks durch Elektrofahrzeuge
  • Unterstützung von Unternehmen bei der Umstellung auf E-Mobilität
2. Reduzierung des individuellen Personenverkehrs (Schwerpunkt 2024)
  • Förderung von Fahrgemeinschaften, Carsharing, öffentlichem Verkehr und Veloverkehr
Kosten und Finanzierung

Angaben nicht verfügbar

Zeitdauer

2007 - 2029

Involvierte Akteure
Erfolge
  • Reduktion der CO2 - Emissionen um 66 % (vgl. Jahr 2007 zu Ende 2023)
  • Im Jahr 2023 erhielt die Stadt Sonderborg das EU-Missionssiegel. Die Auszeichnung ist das Gütesiegel Klimaneutrale und Smart Cities der Europäischen Kommission für den ProjektZero-Masterplan, der den Weg zur Klimaneutralität vorgibt. Sonderborg gehörte zu den ersten 10 Städten, die diese Auszeichnung erhielten - und war die erste Stadt in Dänemark.
  • 2023 zeichneten das Centre for Urban Transformation des WEF und UN-Habitat das Projekt mit dem Award of Distinction for Public-Private Collaboration in Cities aus und würdigten damit die positiven und messbaren Auswirkungen in der Stadt.
Nachhaltige Perspektive
  • Beitrag der Stadt zu den landesweit vereinbarten Klimazielen
  • Dänemark hat im Jahre 2020 mit überwiegender Mehrheit im Parlament ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz (Klimalov) beschlossen (bis 2030 70 % Einsparung der Treibhausgas-Emissionen und bis 2050 klimaneutral), welches über die Legislaturperiode hinausgeht, und alle nachkommenden Regierungen verpflichtet jedes Jahr vor dem Parlament über Massnahmen und Zielerreichung Rechenschaft abzulegen. 
„Tipps und Tricks“

Warum ist das Projekt „smart“? 

Es ist innovativ und partizipativ, weil es die Bevölkerung, Unternehmen und andere Partner von Anfang an einbezieht. Die Fortschritte werden regelmäßig überprüft und der Ansatz stellt den Nutzen für alle in den Vordergrund. Es verpflichtet verschiedenste Partner, interdisziplinär auf ein Ziel hinzuarbeiten. 


Besonderheiten

  • Eine Besonderheit des Masterplans 2029 ist, dass für alle Handlungsfelder „Hot Spots“ ein breiter Konsens zwischen Politik, lokaler Wirtschaft und Bevölkerung besteht.
  • Die Geschäftsstelle von Project Zero mobilisiert die Akteure zur Mitarbeit am Masterplan nach dem Prinzip "Was habe ich davon", das das Engagement aller Beteiligten sicherstellt.
  • Jeder "Hot Spot" hat einen "Eigentümer", der die Gesamtverantwortung trägt, sowie einen Projektmanager, der den Prozess vorantreibt, Beiträge von Arbeitsgruppen und Experten einholt und die Zielerreichung anhand von KPIs kontrolliert und steuert.
  • Im Rahmen des Projekt wurde gemeinsam mit Expertinnen und Experten und den Bewohnenden der Masterplan 2029 mit konkreten Aktionsplänen für 15 „Hot Spots“ erarbeitet.
  • Der Fortschritt für jeden Hot Spot bzw. die entsprechenden Maßnahmen werden von der Stadtverwaltung über Key Performance Indicators gesteuert und regelmässig transparent validiert.
Erfolgsfaktoren
  • Masterplan mit 15 Schwerpunkten (u a. Mobilität, Industrie, Gebäude).
  • Engagement aller Akteure; Zusammenarbeit zwischen Stadt, Einwohnenden, Unternehmen (z.B. Danfoss) und Universitäten.
  • Finanzielle Anreize wie "grüne" Kredite für Familien und Unternehmen zur energetischen Sanierung und Förderung der E-Mobilität.
  • Projektmanagementbüro, welches 75 Expertinnen und Experten koordiniert und die Fortschritte überwacht.